» Es gibt Konfliktherde auf der Welt. Dort geht es um Macht, um Land, um Religion. Und es gibt den Nahostkonflikt.«

Der Tunnel | Rutu Modan | Carlsen

Modan ist eine der wichtigsten Akteurinnen der israelischen Comicszene. Mit ihrem Comic „Blutspuren“ wurde sie 2007 international bekannt und mit dem Eisner Award ausgezeichnet. 2013 erschien ihre zweite, hochgelobte Graphic Novel, „Das Erbe“, die Beschreibung einer Reise von Holocaustüberlebenden ins heutige Warschau. Für ihre dritte Langgeschichte geht Modan ins Zentrum der spannungsreichen Gemengelage des heutigen Israels. Und sie wählt dabei den Ton und die Form der politischen Satire. 

Erzählt wird die Geschichte von Nili, einer ambitionierten Archäologin. Sie setzt die Tunnelgrabungen ihres an Demenz erkrankten Vaters fort, auf der Suche nach der sagenumwobenen Bundeslade. Aber sie ist, unter der Mauer zwischen Israel und Palästina, nicht die Einzige, die einen Tunnel durch das heilige Land treibt. Unvorstellbare Bündnisse werden geschlossen und gebrochen bis zum großen Knall, der fast wie eine Befreiung wirkt. 

Rutu Modan bereitet ihre Comics in ganz besonderer Weise vor. Die Handlung wird von sorgfältig gecasteten Schauspielern gespielt und dann von ihr im Ligne Claire Stile (die „klare Linie“ wie wir sie vor allem von den Tim und Struppi Comics kennen) nachgezeichnet. Dieser gebrochene Realismus funktioniert eindrücklich.

Man kann Modan nur bewundern für die Leichtigkeit und den Scharfsinn, mit der sie sich durch dieses Minenfeld bewegt. Mit der Bundeslade findet sie dabei ein Objekt, das gleichsam als multipler Fetisch dient. An ihm kristallisieren sich die verschiedensten Interessen, die auf diesem so kleine wie historisch aufgeladenen Territorium ihre engstirnigen Ziele verfolgen. „Der Tunnel“ ist eine so anspruchsvolle wie unterhaltsame Lektüre, die den Nahostkonflikt nicht löst, aber tatsächlich ein wenig verstehbarer macht.

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